Fallstricke und Erfolgsfaktoren von Softwaretests in IT-Projekten
Als Testmanager mit über 19 Jahren Projekterfahrung, kann ich mit Sicherheit sagen: Testen ist eine Wissenschaft für sich – ganz gleich, ob es um ein IT-Projekt mit 50 Projektmitarbeitern oder ein zeitkritisches und komplexes Projekt mit bis zu 3.000 Projektmitarbeitern und einer heterogenen IT-Infrastruktur mit 2.000 Applikationen handelt. Im Folgenden werde ich Ihnen also (hoffentlich) hilfreiche Tipps geben, wie Sie Ihre Prozesse beim Software Testen verbessern können – denn der Erfolg Ihres IT-Projektes hängt nicht unwesentlich von diesem Thema ab.
Was also ist das Rezept für erfolgreiche Softwaretests in IT-Projekten?
Generell zeigt mir mein Projektalltag vermehrt, dass Aufwände für Softwaretests stark unterschätzt werden. Die Einsicht über Bedeutung und Zeitintensivität dieser Tests kommt in der Regel erst, wenn sie begonnen haben und somit zu spät. Dem zur Folge kann man geplante oder regulatorisch vorgegebene Fristen nicht einhalten oder rollt die Software mit kritischen Bugs aus. Die nennenswerten Konsequenzen reichen von Vertragsstrafen über frustrierte Anwender zu Image-Schäden und mehr.
Entwickeln Sie frühzeitig unter Einbezug aller relevanten Beteiligten realistische Aufwandspläne.
Nehmen Sie sich genug Zeit für diese Planung und nehmen Sie sich wirklichkeitsnahe Schätzmodelle zur Hand. Falls doch alle Stricke reißen, stellen Sie zumindest klare Prioritäten zum risikobasierten Testen auf. Als Beispiel ein Klassiker: Zur Erstellung der fachlichen Anforderungen oder zur Entwicklung von Software ist mehr Zeit nötig als geplant. Diesen Zeitverzug soll für gewöhnlich durch Kürzung der Zeit für System-, Integrations- oder Abnahmetests kompensiert werden. Bei diesem Schritt wird jedoch nicht beachtet, dass die Fehlerbehebung exponentiell teurer wird, je später die Fehler entdeckt werden. Es hat also womöglich weitreichende Folgen, welche durch einen vernünftig entwickelten Plan umgehen können werden.
Finden Sie für eine effektive Zusammenarbeit einen förderlichen Mittelweg zur Rollenbesetzung.
Überladen Sie Ihr Team, kann dies den Testverlauf unnötig erschweren. Nur weil es das Budget zulässt, empfehle ich nicht alle möglichen Rollen für Softwaretests zu besetzen. Geeignete Test-Analysten und ein erfahrener Testmanager gehören jedoch zur Basis. Ob letzterer auch Aufgaben als Defectmanager und Testkoordinator mit abdeckt, ist im Einzelfall zu prüfen.
Entwickeln Sie ein ausgereiftes, allgemein gültiges Testkonzept.
Beachten Sie dabei: Das Konzept wird im Idealfall über mehrere Projekte jährlich durch interne sowie externe Mitarbeiter gelebt. Ein fünfzig- oder mehrseitiges Konzept, gefüllt mit jeder Menge Best-Practices, ist daher kaum geeignet. Solch starre Konzepte führen oft dazu, dass bei neuen Projekten ein eigenes Testvorgehen entwickelt wird. Ein gutes Konzept ist knapp 15 Seiten kurz, simpel und orientiert sich an den wichtigsten Standards. Hinzu kommt projektspezifisch ein ergänzender Testplan, bei dem fünf bis sieben Seiten in der Regel genügen. Das i-Tüpfelchen bilden praktische Vorlagen, wie beispielsweise Testkalender und Teststatus-Ticker.
Investieren Sie in ein anwenderfreundliches Test-Tool, welches Ihre Anforderungen langfristig deckt. Vermeiden Sie es, einerseits unnötig hohe Lizenzgebühren für ein Testwerkzeug zu bezahlen, das keine Akzeptanz finden wird. Und sparen Sie andererseits nicht bei dem Tool für Entwicklungs- und Test-Teams mit mehr als einer Hand voll Mitarbeitern: Dadurch enden Ihre Softwaretests normalerweise im Chaos.
Geben Sie klare Verhaltensregeln für den Umgang miteinander vor und nutzen Sie kollaborative Tools. Denn auch ineffektive und ineffiziente Kommunikation zwischen IT und Fachbereich kann in einem Dilemma enden und Ihrem Projekt letztendlich schaden.
Halten Sie diese fünf Grundsätze ein, werden Sie meiner Erfahrung nach langfristig eine Steigerung der Effizienz und Effektivität Ihrer IT-Projekten feststellen und sich Ihr berufliches Leben erheblich erleichtern.
In diesem Sinne: Viel Erfolg und happy Testing!
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